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HB9ABX > ANTENNEN 12.06.20 15:35l 88 Lines 3982 Bytes #999 (999) @ WW
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Subj: Antennen Simulation ...
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Sent: 200612/1431z @:DB0FHN.#BAY.DEU.EU [JN59NK Nuernberg] obcm1.07b12 LT:999
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To: ANTENNEN @ WW
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Meine Erfahrung mit Computersimulation
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Computer Simulations-Programme (CSPs) wie NEC und Famile (EZNEC, NEC2, MMANA
etc) können sehr gut eingesetz werden zum Optimieren von Antennensystemen
bekannter Strukturen.
Um jedoch neue Konzepte und Antennenideen zu finden und zu beurteilen scheint
mir die Simulation eher fragwürdig zu sein.
Diese Programme basieren auf Formeln, welche das Verhalten bekannter Strukturen
in genau definierter Umgebung beschreiben.
Alle Formeln haben einen Gültigkeitsbereich, und wenn diese ausserhalb dieses
Bereiches verwendet werden, so können vollständig falsche Resultate entstehen.
Siehe insbesonders >>> Antennensimulation mit NEC
siehe hier : http://hb9abx.no-ip.biz/ant-mar19-07.htm
Leider wird dies in der Ingenieurausbildung viel zu wenig beachtet und ist m.E.
mit ein Hauptgrund dafür, dass grosse Maschinenindustrien ihren früher guten
Ruf und damit die Kundschaft verloren haben, was zu Entlassungen vieler tausend
bis zehntausend Mitarbeiter führte
(z.B. BBC Brown-Bovery und ähnliche Konzerne).
Es ist nicht damit getan, dass man in der Ingenieurausbildung Formeln lernt und
mathematische Werkzeuge, und seitenweise Ableitungen schreiben kann.
Das Allerwichtigste ist, die verwendeten Formeln geistig zu verstehen, nur dann
kann man damit richtig umgehen.
Alle Formeln beschreiben ein idealisiertes Verhalten von physikalischen
Vorgängen unter Weglassung von Nebeneinfluessen, welche in den untersuchten
Fällen vernachlässigbar sind.
Die meisten Leute sind von den schönen Diagrammen und Kurven beeindruckt und
glauben, dass die Computermodellierung die Realität abbilde.
Die Resultate sind dann gut, wenn die untersuchte Struktur mit dem Programm
zusammenpasst, und wenn die Umgebungsbedingungen genau übereinstimmen.
Das Resultat einer Simulation kann mit der Realität sehr genau übereinstimmen,
jedoch kann das Resultat auch vollkommen falsch sein.
Zum Untersuchen neuer Konzepte und neuer Ideen führt kein Weg an der
praktischen Erprobung in der realen Umgebung vorbei.
Reale Experimente sind der Weg zum Erfolg!
Die hierbei erhaltenen Resultate können in neuen Formeln beschrieben werden,
und mit diesen Formeln kann man durch Simulation im CSP dann die Konstruktion
optimieren.
Dies ist der Weg, auf welchem wirkliche Neuerungen und Verbesserungen entstehen
können.
Meine persönliche Erfahrung in High Tech Engineering während der letzten 30
Jahre zeigt deutlich, dass grosse Konzerne Millionenbträge in 2-stelliger Höhe
verloren haben - genau als Folge von Ingenieur-Fehlern, wegen Nichbeachtung des
Gültigkeitsbereiches von Formeln, oder wegen zu kurzsichtigem Denkens:
In den 60-er Jahren entwickelten wir die ersten Modems fuer 200, 300 und 600
bps.
Unsere Professoren lehrten uns, dass über eine Telefon-leitung im besten Fall
3800 bps übertragen werden können, weil die Leitungen Frequenzen ueber 3800 Hz
beschneiden ...
Diese konnten sich nicht vorstellen, dass durch neue Techniken, durch
Kombination von Phasen-, Amplituden- und Frequenzmodulation neue Möglichkeiten
entstehen!
Und genau diese schmalbandige Denkweise geschieht heute immer noch!
Ein weiteres Bespiel:
Durch Unverständnis der verwendeten Formeln entstand in der Entwicklung eines
High Tech Militärgerätes ein Schaden von über 60 Millionen Franken, durch eine
Entwicklungsgruppe geleitet von Doktoren in Physik und Mathematik ...
Auch Grosskonzerne können sich solche Fehlleistungen zum wiederholte Male nicht
leisten, sonst geschieht, was eben geschah !
Sage deshalb nie "dies ist physikalisch unmöglich", denn morgen könnte einer
kommen, welcher zeigt, dass ES MOEGLICH IST.
Der erfolgreiche Weg geht über das Verständnis der Materie und das reelle
Experimentieren!
Viel Erfolg dabei wünscht
mit besten 73, Felix, HB9ABX ( felix-abx at gmx.ch )
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